Sonntag, 20. März 2016

Barrien bis Harpstedt



  Der Jakobsweg beginnt vor der eigenen Haustür, so steht es zumindest in einschlägiger Fachliteratur. Als die erste Pilgerwelle in Spanien auf der Hauptroute, heute bekannt als Camino Francés begann, kamen die Pilger zurück nach Hause und wollten unbedingt irgendwann einmal von zu Hause aus starten und rekonstruierten die alten Wege, schilderten diese aus und suchten Herbergen. Gemeinden wurden gesucht, die sich dieser Idee anschlossen und Barrien ist eine davon. So ist die Strecke der Via Baltica wieder belebt worden und viele, viele Pilger beteiligen sich an den entsprechenden Ausschilderungstouren. So kommt es, daß es heute wieder möglich ist, von der äußersten Grenze Europas nach Santiago de Compostela zu pilgern. Viele laufen die ganze Strecke zu Fuß, entweder in Etappen oder an einem Stück. Ab dem Hohen Berg kurz hinter Barrien sind es dann noch etwa 3000 km bis Santiago de Compostela, was ab hier sechs bis sieben Monate Wanderzeit bedeutet.

Ich habe hier im Flachland meine Bergschuhe ausprobiert und festgestellt, sie sind nicht wirklich gut für diese Region geeignet - demnächst werde ich wohl doch leichtere Wanderschuhe ausprobieren. Die vielfach harte Teerstraße ist eine große Belastung für die Gelenke und die schweren festen Bergstiefel sind keine große Unterstützung, wohl eher eine Behinderung. Für wirkliche Langstreckenpilger ist das eine besondere Herausforderung, weil diese hier bei uns in der kalten Jahreszeit sind, wenn sie in Trondheim oder Lund gestartet sind.

Die Kirchengemeinden rund um Barrien unterstützen die Pilger mit allen möglichen Mitteln und die gesamte Bevölkerung steht offenbar dahinter, was uns natürlich sehr freut. Ab und zu gibt aus auch ein paar nette Spaziergänger, die unsere Aufkleber mit der Jakobsmuschel umdrehen, damit der Schriftzug wieder zu lesen ist. Das passiert immer dann wenn wir zu faul waren, die jeweiligen Schriftzüge zu überkleben, so daß die Strahlen der Muschel sich in Santiago de Compostela treffen. Die nett gemeinten Hilfestellungen führten dann in der Vergangenheit zu zahlreichen Verwirrungen unter den Pilgern. Immer, wenn wir noch genug Power haben, korrigieren wir also die jeweiligen Schriftzüge der Schilder. Allerdings zum Ende einer Tagesetappe sind wir dann doch etwas fußlahm und so werden wir dann etwas faul. Es ist doch etwas anderes, in einer kalten Jahreszeit die Strecke vorzubereiten, als im Sommer so einfach dort entlang zu schlendern. Für uns ist das eine gute Gelegenheit, sich auf den Camino vorzubereiten. Allerdings ist auch unser Budget begrenzt, weil die meißten Pilger nicht in einen der Vereine eintreten und somit keine Mitgliedsbeiträge zahlen, deswegen zerschnipseln wir die Schilder und basteln uns vor Ort einen korrekten Wegweiser, also die EU-genormte stilisierte Jakobsmuschel mit dem Schriftzug Pilgerweg drüber, weil leider nicht Jakobsweg drauf stehen darf. Der älteste Pilgerführer für den deutschsprachigen Raum hat die Strecke ab dem Rheinland beschrieben, somit liegt Norddeutschland ausserhalb des Radius der historischen Jakobswege. Allerdings stört uns das heute weniger. Umso schöner ist es, wenn mitunter der eine oder andere Pilger einen Schwung Schilder bestellt. Dazu kommt dann noch die große Hilfsbereitschaft der jeweiligen Gemeinde, die hier sogar eine Informationstafel in vier Sprachen aufgestellt hat.

Den englischen Text gebe ich an dieser Stelle mal wieder, weil dort exakt die Idee des Jakobsweges mit wenigen Worten zusammen gefasst wurde und ich mich der Gemeinde mit folgenden Worten nur anschließen kann.


The Camino de Santiago is a path through and to Europe.

The Camino de Santiago, or St. James Way, leads to the grave of the apostle. St. James in Santiago de Compostela. It has existed for a thousand years. During the Middle Ages, a network of pilgrim trails developed that covered most of European continent. The Camino de Santiago in Barrien is part of the baltic-westphalian branch of this network.

Walking this trail permits contemplation, and helps us gain distance from every chores. It opens opportunities for learning about the treasures of European culture, and for discovering what connects us despite all differences.

For the continuation of your yourney, the women and men oft the Lutheran congregation in Barrien wish you all the best

May the Lord bless you and protect you. 

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